Þingvellir
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Laugar
An diesem Tag war unsere Truppe wieder geteilt. Einige wollten nach Reykjavik, ich und etliche hatten eine Reise (fast) zum Mittelpunkt der Erde gebucht. Im Jahr 2012 gab es die Möglichkeit, einen leeren Vulkanschlot von innen zu besichtigen. Es kann sein, daß das verlängert wird, aber bisher weiß noch niemand, ob das so kommt.
Normalerweise stürzen Vulkane ein, wenn sich die Magmakammer geleert hat, aber beim Þríhnúkagígur war das vor gut 4000 Jahren eben anders.
In einem kleinen Konvoi fuhren wir zuerst zu einem Skigebiet ca 30 km außerhalb von Reykjavik, dort ist auch der Parkplatz für die Vulkantour. Nachdem die Wäsche vom Abend vorher noch nicht trocken war, hängten wir sie zwischen den Autos auf, es war ja brauchbares Wetter, wenn auch windig... Abschleppseil gibt eine prima Wäscheleine ab.
Wird die Wäsche trocken?
Abgeholt wurden wir von Lilia, einer Schauspielerin, die in den Sommerferien hier arbeitet und Touristen in den Vulkan führt. Vom Parkplatz aus mußten wir erst mal ca 3/4 Stunde durch ein Lavafeld wandern, der Vulkan liegt nämlich eher abgelegen in der Mitte von Nix. Bevor wir losgingen, versuchte Lilia noch (vergeblich), Dan und Bruno dazu zu überreden, die Schuhe zu wechseln. Dan ging barfuß in Sandalen, Bruno trug Latschen und immerhin Socken. Beide waren sich einig mit ungefähr dieser Antwort: "Diese Schuhe sind gut, damit gehe ich überall hin" Lilia gab auf und so konnten wir losgehen.
Karen hatte Wanderschuhe an, die sie vor 25 Jahren mal in Island gekauft hatte. Einer wollte allerdings seine Sohle abwerfen, was natürlich zum Wandern suboptimal ist. Lilia hatte ein dünnes Seil dabei, damit wurde erst mal provisorisch repariert.
Vielleicht wären Sandalen doch besser gewesen
Das Camp für die Vulkantour besteht aus 2 Containern, die als Umkleidekabine, Unterstand, Küche, Lager, Infobüro, Kommandostand und Speiseraum benutzt werden. Hier gab's erst mal leckeren Kaffee. Aufgestellt wurden die Container mit dem größten Hubschrauber der Küstenwache, weil das anscheinend der einzige in Island ist, der die Dinger überhaupt vom Boden kriegt.
Kaffeepause im Camp
Geologische Karte von dem Gebiet
Der Aufzug ist nicht übermäßig groß, deshalb dürfen immer nur höchstens 5 Personen mitfahren. Wir wurden in mehrere Gruppen aufgeteilt, die ersten durften sich gleich Helme und Sicherungsgurte holen und die letzten ca 100m bis zum Lift gehen. Der Einstieg ist ganz oben auf dem Gipfel des kleinen Vulkans, dort liegt ein Ausleger eines Krans quer. An dem hängt der Korb, mit dem man runterfährt. Das Einsteigen sieht schlimmer aus als es ist, man ist auf der Brücke und im Korb immer angeseilt. Man kann also nur zusammen mit dem Inventar runterfallen...
Echt nicht schlecht, so'n Helm
Nach der Rückkehr war es draußen sehr hell
Darunter hängt der Aufzug
Da kommt unser unterirdisches Taxi in die Hölle. Die Rollen werden gebraucht,
weil das Loch etwas gebogen ist und deshalb der Korb an einer
Stelle ein bisschen an der Wand entlang rollt
"Alles aussteigen!" Endstation in 120m Tiefe
Vulkan von innen
Hier explodierte wahrscheinlich eine Gasblase
Hinter den Felsbrocken geht es noch weiter runter. Man dürfte auch runterklettern,
muß man aber nicht
Der Krater gehört zu einer 4km langen Spalte, durch die das Magma aufgestiegen ist.
Das Schwarze ist Teil dieser Spalte, man kann sie auf beiden Seiten des Kraters sehen
Blöderweise mußten wir wieder aus dem Krater raus. Als wir oben abgeholt wurden, war das Wetter schlecht. Unser Guide warnte uns: "Noch 5m, dann wird der Wind sehr stark" Er hat nicht zu viel versprochen, die Warnung war angebracht, denn nach der nächsten Kurve hätte es uns fast vom Berg geweht. Außerdem regnete es ziemlich kräftig und als Dekoration hatten wir Nebel.
Noch war das aber nicht so schlimm, wir gaben unsere Ausrüstung ab und verzogen uns in den Küchencontainer. Dort wurde richtig leckerer Eintopf serviert. Inzwischen hatte sich auch Karen's zweiter Schuh von seiner Sohle befreit und mußte repariert werden.
Oder doch lieber Latschen?
Irgendwann mußten wir aber doch los, durch Nebel, heftigen Wind und kräftigen Regen - von vorn... Das war dann auf Dauer nicht wirklich lustig, der Rückweg dauerte ungefähr doppelt so lang wie der Hinweg, am Ende waren wir alle komplett durchnäßt. Da halfen auch Regenklamotten nicht wirklich. Als wir den Parkplatz erreichten, zogen sich alle um oder zumindest die nassen Klamotten aus. Günter war bei den Autos geblieben und hatte freundlicherweise die Wäsche abgehängt und im Mehari verstaut. So war sie wenigstens immer noch feucht und nicht klatschnaß. DANKE!
Beim Losfahren sah Alex wegen dem Wetter nix und fing zu früh an abzubiegen. Das wär um ein Haar richtig schief gegangen. So hing er schon auf dem Rahmen über einem etliche Meter tiefen Loch und kam selber nicht mehr raus. Ein Isländer zog ihn raus, nochmal Glück gehabt.
Sieht von dieser Seite nicht sooo schlimm aus
hätte aber bös ausgehen können...
Auf der Weiterfahrt war das Wetter immer noch beschissen, der Wind hätte uns fast von der Straße geweht. Am Rand von Reykjavik gibt es einen großen Baumarkt einer deutschen Kette. Dort fuhren wir hin, um ein paar Muttern zu besorgen, falls die Stoßdämpferbefestigung wieder welche brauchen würde. Blacky und Oli hatten den Vulkan ausgelassen und in dieser Zeit Reykjavik besucht. Sie wollten für mich auch Muttern besorgen, falls sie einen passenden Laden fänden. So fuhren wir im Formationsflug mit 5 Autos aus 2 Richtungen wirklich gleichzeitig in den Kreisverkehr an der Einfahrt zum Parkplatz. Mach das mal mit Absicht...
Alex' Benzinkocher hatte Tage vorher den Geist aufgegeben, deshalb wollte er einen neuen. Baumarkt: könnte doch sein. Auf seine Frage nach Benzinkochern wurde er in die Abteilung Bunsenbrenner geschickt. Nein, das war's nicht...
Von Reykjavik aus fuhren wir ohne größere Ereignisse über die 1 und die 60 nach Laugar, das ist am Anfang der Westfjorde. Dort gibt es einen kleinen Campingplatz, wo wir uns einrichteten. Die immer noch feuchte Wäsche wurde ins Zelt gehängt, vielleicht könnte die mal trocken werden?
Unten Speisezimmer, oben Trockenraum
Und es gibt einen kleinen aber feinen warmen Pool. Nach diesem langen Tag mit Wanderung, Vulkan, Wind, Regen und noch einiger Fahrerei wollten wir da gar nicht mehr raus.
Yngve und Linda im Pool am Campingplatz Laugar. Rechts hinten der Umkleideraum
Letzte Änderung 21.06.2020
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