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Raid Island Juli 2012

Reykjahlíð

1

901

F905

F910

F894

Askja

 


Das erste, was an diesem Morgen zu tun war, war das Knacken in der Lenkung zu suchen. Die Ursache ließ sich recht schnell rausfinden: die Zahnung am unteren Ende der Lenksäule war verschlissen (woher wohl?) und sprang über den Zapfen der Vorderachse. Das ist grundsätzlich ein schlechtes Zeichen, vor allem, wenn die Schelle gut angezogen ist und das trotzdem passiert...

So könnte ich auf keinen Fall mit zur Askja fahren, wo ich aber unbedingt hin wollte. Da müßte ich schon froh sein, wenn ich wenigstens noch bis zur Fähre käme, aber nur noch auf Asphaltstraßen, ohne Schlenker, am besten im Schritttempo. Schöne Aussichten...

Das nächste Problem war die Behebung dieses Schadens. Praktischerweise fand sich weit unten in Blacky's Ente eine Ersatzlenksäule (wer kommt auf die Idee?), so daß zumindest ein Ersatzteil vorhanden war. Ob das auf Acady passen würde, war die nächste Frage... Danke Michel, daß Du am Sonntagvormittag trotz der Schlammschlacht auf dem Deutschland-Treffen ans Telefon gegangen bist! Die Auskunft war beruhigend: Die Lenksäulen passen. Also fing ich an, die Lenksäule aus der Acady auszubauen. Es war sehr hilfreich, daß sich in Laki das Abdeckblech unter dem Rahmen verabschiedet hatte, so war wenigstens die Lenkung von unten gut zugänglich. Es hat doch alles einen tieferen Sinn...


Sonntagmorgen auf einem Campingplatz in Island

Ganz gleich sind die Lenksäulen allerdings doch nicht: Das Lenkradschloß ist als Ring bei der Ente angeschraubt. Wenn erst mal der Becher weg ist, der das abdeckt, geht das ganz einfach ab. Bei der Acady ist ein ähnlicher Ring drauf - festgeschweißt. Und mit dem Ring läßt sich die Lenksäule nicht nach oben herausziehen, weil der Ring an der oberen Führung hängenbleibt. Das sah ja schon mal richtig gut aus... Von Morten lieh ich mir eine Eisensäge, die er aus den Katakomben des HY zog und sägte die Lenksäule oben möglichst weit unten so ab, daß ich den Rest hoffentlich nach unten rausziehen können sollte. War an sich eine gute Idee, aber sie hatte einen Nachteil: Wo ein Wille ist, ist auch ein "geht nicht". Das untere Stück war wenige Zentimeter zu lang, so daß ich unten nochmal sägen mußte und schließlich nach einem erholsamen im Fußraum verbrachten Sonntagmorgen 3 Stücke hatte. Danke, liebe Citroën-Ingenieure! Wenn alles an dem Auto so stabil wäre...


Aber sie ist draußen

Weiter ging's mit dem Einbau der Lenksäule und des Gummistöpsels am Bodenblech. Der ist wichtig, wenn statt Fahrtwind Wasser kommt. In der Zwischenzeit bekam der Rest der Gruppe beim Drivers Meeting die Infos, wo wir an dem Tag hin wollten und was es sonst noch Neues gab: Bei der endgültigen Zusammenstellung der Strecke und des Roadbooks war Dan ein Tag übrig geblieben. Deshalb und wegen der sehr guten Wettervorhersage schlug er vor, diesen Tag zu nutzen, um von Askja noch nach Kverkfjöll zu fahren, was ursprünglich eigentlich nicht geplant war. Der Vorschlag wurde angenommen, die neue Planung sah also die nächsten 3 Tage im Hochland vor.


Dan hat einen Tag übrig, wo soll's denn hingehen?

Inzwischen wurde die Reparatur fertig, ich konnte also mitfahren ins Hochland. Glück gehabt, daß Blacky die Lenksäule dabei hatte - weil er nicht drangedacht hatte, sie aus der Ente zu nehmen. Ein Königreich auf die Dappigkeit! Und VIELEN DANK AN ALLE, die mich bei der Aktion unterstützt haben, egal ob durch Hilfe bei der Fehlersuche, Werkzeug, Frühstück, technischen Tipps, Ersatzteilen, selber schwarzen Fingern...


Nebenan war Frankreich mal wieder mit Reifen beschäftigt...

Irgendwann am späten Vormittag konnte es dann doch mal losgehen, allerdings nicht weit: Für die 3 Tage Hochland brauchten wir natürlich noch Lebensmittel, Getränke, Keksur und diversen Kleinkram. Deshalb fuhren wir nur bis zur Tankstelle in Reykjahlið, bei der es auch einen relativ großen (für die Größe des Dorfes) Supermarkt gibt. Der Stopp dauerte eine Weile und so starteten wir erst gegen Mittag die eigentliche Etappe Richtung Askja.

Zuerst führte die Strecke ein Stück über die 1, bis zur Abzweigung auf die 901. Wir hätten theoretisch auch schon früher auf die F88 abbiegen können. Das wären ein paar Kilometer weniger gewesen, allerdings gibt es dort eine Furt über durch die Lindaá, die von erfahrenen Offroad-Fahrern, in diesem Fall Dan, dringend nicht empfohlen wurde, zumal wir mit relativ vielen Autos unterwegs waren.

In Möðrudalur gibt es eine wirklich kleine Tankstelle, die auf den ersten Blick auch nicht so leicht zu erkennen ist. Dort tankten wir nochmal auf, weil die geplante Strecke ziemlich lang und von jetzt ab tankstellenfrei sein würde. Bezahlt wird in dieser Tankstelle im Cafe, Restaurant, Andenkenladen und Campingplatz-Rezeption auf der anderen Straßenseite. Nix elektronisch, die Tankwartin sagt die Liter an, die man an der Kasse melden soll. Ich hatte immerhin 4,4 Liter verbraucht, seit wir in Reykjahlið gestartet waren.


Das ist wirklich eine Tankstelle


Blick von der Kasse aus

Als wir gerade alle fertig getankt hatten, kam ein Schweizer rein (Name ist bekannt), der uns mit seinem Landrover schon ein paarmal begegnet war. Er beschwerte sich "Ihr habt mir den Sprit weggekauft, ich hab bloß noch 5 Liter bekommen, brauche aber über 100". Die Antwort: "Brauchst Du Diesel?" - "Ja" - "Wir waren's nicht". Er hatte einfach Pech gehabt...


Kurz nach der Tankstelle: Meharis auf Abwegen

Auf dieser Strecke gab es nur 2 Furten, die eigentlich auch problemlos zu befahren waren. Allerdings hatte Jean-Pierre einmal ein Problem: Als er schon so gut wie aus dem Bach raus war, ging der AK aus und wollte einfach nicht mehr anspringen. Also wurde er erst mal von Hand rausgezogen. "Where is the nearest Toolbox?" 1 Minute später war ein Werkzeugkasten da und die Zündung wurde zerlegt, was normalerweise in solchen Fällen meistens die Lösung bringt.


An dieser Stelle verließen ihn die Kräfte


Unser Trupp an der Furt


Erste-Hilfe-Set für den AK


Sieht nach stressiger Reparatur aus

In diesem Fall war die Zündung trocken, aber die Kiste lief trotzdem nicht. Vorsorglich wurden trotzdem mal Unterbrecher und Kondensator ersetzt und eingestellt, wenn man schon mal alles offen hat... Das half aber auch nicht wirklich, der AK wollte angeschleppt werden! Das ging auch ohne Probleme, hinter Blacky's Ente lief die Kiste schnell wieder an.

Nachdem das erledigt war, fuhren wir weiter. Die Landschaft in diesem Gebiet ist einfach gigantisch. Die Straße führt kilometerweit in Schlangenlinien durch ein sehr grobes Lavafeld, es fühlt sich an, als ob man jeden einzelnen Felsen umrunden würde... Dazwischen gibt es ein paar Flüsse, die freundlicherweise auf Brücken überquert werden können. Hier wären Furten schlicht unmöglich, egal mit was für einem Fahrzeug...


Danke für die Brücke


Die Straße durch's Lavafeld - das geht über Kilometer so


Dreki in Sicht

Gegen halb sieben erreichten wir schließlich den Campingplatz Dreki unterhalb der Askja. Allerdings war noch nicht für alle Feierabend. Das Wetter war, wie schon den ganzen Tag, immer noch hervorragend, deshalb nutzten einige von uns noch die Gelegenheit und fuhren noch die 8 Kilometer bis zum Parkplatz an der Askja selber. Von dort aus erreicht man nach einer Wanderung von ca 2,5 Kilometer den Kratersee. Diese ganze Gegend sieht wirklich aus wie eine Mondlandschaft, das ist ziemlich bizarr. Wenn man durch die Caldera wandert, klingt der Boden oft ziemlich hohl, wie wenn da nach nur 20cm ein größerer Hohlraum käme.


Der Parkplatz an der Askja, im Hintergrund Herðubreið


Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte



ANKLICKEN: Breitbild von Askja

Nach dieser Wanderung und der Rückfahrt zum Campingplatz war dann für diesen Tag endlich Feierabend. Carsten und Anne waren auch auf dem Platz, ihre Strecke durch Nydalur war wohl gut zu schaffen. Vorausgesetzt, man fährt früh genug los, so daß man die größeren Furten geschafft hat, bevor nachmittags das Wasser steigt.


Abend über Dreki

 

 


Camping in Landmannalaugar
Crazy