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Raid Dracula 2009

Magura - Der schwarze Tag


Donnerstag, 23.07.09
Wetter: heiß

Heute sollte eigentlich ein ruhiger Tag werden, ein bisschen an den Autos werkeln, ausruhen, vielleicht noch eine kleine Wanderung, dann langsam packen, damit für die nächsten 3 langen Tage bis nach Matzen alles vorbereitet war.

Wir überlegten noch, welche Strecke wir weiter fahren sollten: Eigentlich lag das Eiserne Tor an der Strecke, da könnten wir noch schnell nach Bulgarien und Serbien fahren, bevors weiterging Richtung Tschechien.

Aber dann kam es anders: Bei der Suche nach der Ursache für die hakenden Türen der Acady wurde die Sch.... entdeckt:

Knick
Die Beule gehört da nicht hin, das sollte geradeaus weiterlaufen

Der Rahmen ist am Übergang vom Führerhaus zum Kasten, ca 5 cm hinter dem Federtopf, stark geknickt. Das kommt zum einen vom Alter, zum anderen davon, dass das Auto eigentlich immer schwer beladen war und dazu die extrem welligen Straßen, die wir in den vorhergehenden Tagen damit gefahren waren. Die Touren der vergangenen Jahre (Karelien, Island) waren wahrscheinlich auch nicht ganz spurlos an unserem Auto vorübergegangen.

Die Not war groß, jetzt mussten erst mal Fakten gesammelt und alle Möglichkeiten zusammengetragen werden. Die Prioritäten waren klar:

  1. Die Raid-Gruppe mußte nach Tschechien zum Welttreffen

  2. Wir wollten da auch hin

  3. Wenns geht, mit der Acady

Weiterfahren war in dem Zustand sehr gefährlich. Wenn der Bruch weiterginge, hätten wir irgendwann keinen festen Bodenkontakt mehr mit den Rädern, also auch keine Lenkung und Bremsen mehr. Das Risiko war also zu groß, speziell auf diesen Straßen, mit der Beladung und diesen Entfernungen, da waren sich die Experten einig.

Und sie waren sich einig, dass das Problem nicht auf schlechte Vorbereitung zurückzuführen war, sondern die Acady an ihre Grenzen gestoßen war. Und alle waren der Meinung, dass sie sich auch nach dieser Raid noch mit uns unterhalten wollten und wir deshalb damit nicht mehr fahren sollten.

Es hätte aber schlimmer kommen können: Phil hatte ein ähnliches Problem mal in Pakistan.

Viele Reparaturmöglichkeiten wurden durchdacht, aber alle mußten verworfen werden, weil der Bruch an einer saublöden und noch dazu sehr ungewöhnlichen Stelle ist. Um das halbwegs sicher zu machen, müßte auch von oben am Rahmen geschweißt werden. Damit man dort überhaupt hinkäme, müßte die Hütte vom Rahmen genommen werden. Das würde aber Tage dauern und außerdem würden dann mit Sicherheit noch jede Menge häßliche Dinge zum Vorschein kommen. Abgesehen davon, dass dieses Auto vorher noch nie zerlegt war und deshalb viele Schrauben sicher lieber brechen würden als sich öffnen zu lassen. Vor Ort reparieren war also nicht möglich.

Zwischenzeitlich hing Katja am Telefon und versuchte mit einem großen deutschen Automobilclub zu klären, welche Möglichkeiten wir hatten. Genauer gesagt wartete sie hauptsächlich auf Rückrufe, um im Pingpong mit Deutschland, Griechenland und Rumänien (wird über Griechenland betreut) rauszukriegen, was wir machen könnten.

Der Rücktransport würde wohl nicht übernommen, weil das Auto zu alt war, vielen Dank auch. Ein Mietwagen würde auch nicht finanziert, lediglich unser Rückflug würde bezahlt. Außerdem war es nicht möglich, einen Mietwagen in Rumänien zu bekommen und in Deutschland zurückzugeben. Mietwagen-Hopping mit anderen Ländern ging auch nicht, weil Mietautos aus Rumänien immer auch in Rumänien zurückgegeben werden mußten. Ein Mietwagen war also keine praktikable Lösung.

Mit den anderen konnten wir nicht mitfahren, weil alle Autos voll waren und unser Gepäck auch nicht gerade wenig war. Rudi schlug vor, einen kleinen Anhänger zu beschaffen und am Mehari zu ziehen, in NL geht das mit dem Kennzeichen des Zugfahrzeugs. "Das Kennzeichen war verloren, habe ich neu gemacht". Das wäre bis Tschechien möglich, aber wie kommen wir und unser Gepäck dann heim? Außerdem war auch kein Anhänger da

Zum Trost gabs zwischendurch mal die Feststellung: "Ihr seid selber schuld, ihr habt mit dem Auto Dinge gemacht, die die meisten anderen Acady-Fahrer nicht machen: Karelien, Island, Karpaten." Stimmt, aber wir bereuen die ganzen tollen Touren nicht, außerdem ist für ein 25 Jahre altes Auto irgendwann die Zeit gekommen, vor allem wenn es nie richtig grundlegend restauriert wurde.

Gegen 17 Uhr war dann eine tragfähige und einigermaßen zufriedenstellende Lösung gefunden, die zumindest die ersten beiden Punkte der Prioritätenliste erfüllte:

  • Wir würden am nächsten Tag von Sibiu über Wien nach Stuttgart fliegen, mit den Dingen im Gepäck, die wir direkt brauchen, z.B. Papiere und Tickets, Fotozeug, Klamotten, diverser Kleinkram. In der Gruppe würde so umgeräumt, dass wir bei Phil bis zum Flughafen mitfahren könnten, der hatte eine Rückbank in der Ente (warum eigentlich?). Der Automobil-Club zahlt die Flüge. Von zuhause aus würden wir mit der Ente nach Tschechien zum Treffen fahren. Dort bräuchten wir nur noch ein Bett, aber ein Bett-Brett sollte sich finden lassen. Jetzt waren wir tierisch froh, daß Blacky unsere Ente nicht gebraucht hatte, sonst wären wir wirklich aufgeschmissen gewesen.

  • Das übrige Gepäck, das wir fürs Treffen brauchen (Kochzeug, Tisch, Zelt, Schlechtwetterklamotten) geht mit der Raid-Gruppe nach Tschechien.

  • Alles andere mußte in die Acady. Hermann hat uns einen Transporteur vermittelt, der uns die Acady nach Mühlacker bringen sollte. Zahlen müssen wir das vermutlich leider selber. Das muß aber bis nach dem Treffen in Tschechien warten, bis dahin blieb die Acady auf Hermanns Grundstück stehen.

Wenn die Acady wieder bei uns ist, werden wir entscheiden, was mit ihr passiert. Falls es irgendwie zu machen ist, wird sie mit einem neuen Rahmen wieder aufgebaut.

An diesem Abend wollten Rudi und Dan noch ein bisschen Spaß haben und fuhren mit dem Mehari los, um noch eine andere noch schlechtere Straße auszuprobieren. Sie erwischten ein Stück, wo sie so steil runter mußten, dass schnell klar war, dass sie dort nicht mehr raufkommen würden. Also wollten sie dem Weg bis ins Tal folgen. Allerdings hörte der Weg auf, es gab also kein Zurück mehr. Die Jungs kamen nach 22:30 zu Fuß zurück mit dem Problem, am nächsten Morgen irgendwie den Mehari bergen zu müssen. Hermann hatte die Idee, 2 Pferde vorzuspannen, bis der Mehari wieder befahrbaren Grund unter den Rädern hätte.

Und wir sollten spätestens um 10:00 losfahren, damit wir sicher rechtzeitig am Flughafen wären.

Also war für den nächsten Tag auch noch was vom Chaos übrig.

 

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wirr
Alle mir nach! Aber wohin?